Die Fahrt nach Lipari ist äusserst ruhig. Wir haben kaum das Gefühl, dass wir auf einem Schiff sind! Kurz vor 8 Uhr nimmt die «Silver Wind» die Tenderposition ein und der Tenderservice beginnt gegen halb neun Uhr. Da wir eine Tour gebucht haben (Volcano Island and Boat Tour), können wir das erste Tenderboot besteigen. Nach wenigen Minuten Fahrt erreichen wir den kleinen Hafen von Lipari.
Diese kleine Stadt präsentiert sich derzeit noch als ganz verschlafenes Nest. Lipari ist zugleich Namensgeberin für die verschiedenen kleinen Inseln, wobei Stromboli sicher die bekannteste dieser Inseln ist. Der Stromboli liegt noch ganz im Dunst und wir können die Vulkaninsel noch nicht ausmachen.
Unsere Tourguidin führt uns zur «Ulisse 1», ein kleines Boot, mit dem wir mit etwa weiteren 30 Gästen unterwegs sein werden.
Wir fahren zuerst der südlichen Küste der Insel Lipari in Richtung Westen entlang und sehen bereits das Tagesziel, die «Vulcano Insel». Vorher aber befahren wir noch verschiedene Lavastein-Formationen, die man, u.A. mit viel Fantasie, als Mumie, Papstfiguren und Löwenkopf erkennen kann. Bei einigen dieser Formationen sieht man dies sofort, den Pferdekopf mit Flügeln konnten wir aber bei bestem Willen nicht finden.
Kurz danach landen wir auf Vulcano-Island. Wir erfahren von unserer Tourguidin, dass die Griechen und Römer seinerzeit glaubten, dass der Gott Vulkan hier seine Arbeitsstätte hatte und sie bezeichneten deshalb diese Insel als Vulcano. Es dampft hoch oben am Berg und auch unten am Meer und es riecht stark nach Schwefel. Auch uns wird ein Schwefelbad am Stand angeboten, aber so wie ich es beobachtet habe, macht keiner von unserer Gruppe mit. Der Eintritt übrigens kostet Euro 3.50 – wenn man einen weiteren Euro investiert, darf man dann nach dem Schlamm-Schwefelbad eine Dusche benutzen…
Unsere sizilianische Tourguidin erzählt, dass schon die Griechen und Römer den Schwefel, das gelbe Gold der Insel für ihre Weine nutzten. Bis ins 17. Jh. wurde Vulcano jedoch wegen seiner Ausbrüche nicht von Menschen besiedelt. Auch heute noch ist der Vulkan eine immerwährende Bedrohung. Die Guidin meinte zudem, dass der Krater zugedeckt sei. Wenn nun dieser bei einem Ausbruch hochgehe, wäre dies selbst für Sizilien eine Riesenkatastrophe. Sie befürchtet insbesondere die Auswirkungen eines Tsunamis.
Die gesamte Insel Vulcano ist hoch aktiv und wird an zahlreichen Stellen überwacht, um einen Ausbruch rechtzeitig vorher zu sagen und die Insel evakuieren zu können. Man weiß nicht wann, aber dass er kommt, ist ziemlich gewiss.
Wir erfahren auch, dass am 3.8.1888 der letzte grosse Ausbruch auf dem bewohnten Nordteil der Insel Vulcano stattfand. Schon Wochen lang waren die Aktivität der Fumarolen (Dampfaustrittsstellen) und die Temperatur des Wassers merklich angestiegen. Bei den ersten Explosionen konnten die Inselbewohner mit dem Schiff fliehen. Die Strafgefangenen, die auf Vulcano im Schwefelbergbau beschäftigt waren, versteckten sich in den Stollen der Faraglioni (Faraglione = ein in verschiedenen Farben schimmernder Felsen, unter dem einst Alaun abgebaut wurde). Die folgenden Eruptionen schleuderten glühende Lava durch die Luft und setzen den Schwefel in Brand. Diesen und die folgenden Ausbrüche, die sich bis März 1890 hinzogen, überlebte keiner der Arbeiter/Sträflinge des Schwefelbergbaus.
Nachdem wir genügend Schwefelgeruch eingeatmet hatten, waren wir froh, die «Ulysse 1» wieder zu besteigen und an der westlichen Seite der Insel Lipari zu ankern. Wer wollte, konnte hier im Meer baden. Wir haben darauf verzichtet, weil wir am früheren Vormittag doch einige Quallen gesehen haben. Es muss aber auch gesagt werden, dass niemand unserer Gruppe, die sich in die Wellen warfen, von solchen «Viechern» belästigt worden sind.
Zurück in Lipari, stellen wir fest, dass diese kleine Stadt nun wirklich aus dem Schlaf erwacht ist. Die typischen italienischen Bars und Restaurants, aber auch die vielen kleinen Boutiquen und Spezialitätenläden sind nun alle offen.
Bei dieser Gelegenheit gehe ich zu einem lokalen Coiffeur und lasse mir die Haare schneiden. Da auch der Figaro einen Kahlschnitt trug, war es nicht schwer zu erklären, dass ich den gleichen Schnitt wollte. Nach dem Schneiden mit der Maschine erhalte ich eine warme Kopfwäsche und eine Friction mit einem kühlenden Gel. Und das alles für 13 Euro.
Das malerische Hafenstädtchen Lipari wird vom mächtigen Burgberg mit der Kathedrale San Bartolomeo dominiert. Eingerahmt von der Bucht Marina Corta im Süden und Marina Lunga im Norden ragt der Fels imposant über den flachen kubischen Häusern der Stadt Lipari empor. Die Festungsmauer ist umgeben von einem bunten Gassengewirr. Die Stadt Lipari hat 5.500 Bewohner. Als größte Insel des Archipels ist Lipari Sitz der Inselverwaltungen und eines Bischofs.
Unsere Guidin empfiehlt uns auch den Besuch des Archäologischen Museums der Äolischen Inseln (Museo Archeologico Eoliano) in der Burg. Das Museum soll bekannt sein für seine Sammlung prähistorischer Keramiken. Auch in den Aussenanlagen befinden sich wertvolle Schätze, wie z.B. griechische und römische Steinsarkophage, die von der Geschichte Liparis berichten und ein kleines römisches Theater.
Das eigentliche Museum besuchen wir jedoch nicht, möchten aber von der Burgmauer noch einige Bilder schiessen. Eine fast «zahme» Möve möchte ich dabei ablichten – aber beim Zoomen meldet sich meine Kamera mit einem Objektiv-Fehler (so lautet die Fehlermeldung im Screen) ab und lässt sich nicht mehr benutzen. Schade, sehr schade um die Kamera, die mich seit Herbst 2011 auf vielen Reisen begleitet hat.
Auf dem Schiff versuche ich noch, das blockierte Objektiv anhand einiger Internet-Infos (offenbar ist dies ein bekannter Canon-Fehler…) zu entblockieren, aber nichts geht mehr. Im Gegenteil, die Linsen im Objektiv haben sich gelöst und klappern im Gehäuse… Nun, ich habe mit dieser Kamera sicher etwas über 30’000 Fotos gemacht und damit ist sie wohl am Ende.
Aber ich darf weiter fotografieren – Ursi stellt mir ihre Kamera zur Verfügung, die sogar über ein besseres Objektiv verfügt, aber auch mit der gleichen Canon Mechanik arbeitet. Hony soit qui mal y pense (ein Schelm, wer böses denkt)!
Am Abend essen wir auf der «Silver Wind» am Pool Grill Fleisch und Fisch vom heissen Stein. Sehr gut, sehr fein und wir werden auch noch freiwillig geräuchert!