Wir wurden durch einen herrlichen Sonnenaufgang vor Cadiz geweckt. Das schöne und warme Wetter erfreute uns natürlich sehr und wir waren sehr gespannt auf unseren Ausflug „Photogenic Cadiz“.
Unsere Tour begann an der Av. Duque de Najera, d.h. bei der grossen Stadtmauer. Unser Guide informierte uns als erstes, dass dieser geschichtsträchtige Ort als Kulisse für verschiedenen Filme diente. Am Bekanntesten dürfte wohl die Szene aus dem Film „Die another day – Stirb an einem andern Tag“ sein. Auf „Kuba“ trifft Bond auf die NSA-Agentin Jinx (Halle Berry), die dort in einem so genannten Dr. No Bikini (Gruss an Ursula Andress) elegant dem Wasser entsteigt. Gedreht wurde die Szene allerdings nicht auf Kuba, sondern eben in Cadíz, Spanien. Die bunte andalusische Stadt wird auch gern „Habanita”, das kleine Havanna, genannt und steht mit seinem Charme dem Original in nichts nach.
Im Hintergrund ist übrigens das der Halbinsel Cadiz vorgelagerte Castello San Sebastian zu sehen – dieses Castello und die mächtigen Mauern verhinderten während Jahrhunderten eine Eroberung Cadiz durch fremde Mächte. Cadiz ist übrigens eine der ältesten europäischen Städte. Herakles soll die Stadt gegründet haben. In der Folge waren Phönizier, Karthager, Römer, Westgoten, Araber etc Herren dieser strategisch wichtig gelegenen Stadt. Mehr Informationen können hier nachgelesen werden.
Zu Fuss ging es nun zum „Parque Genovés“ – dem botanischen Garten von Cadiz. Unzählige Pflanzen und Bäume werden hier präsentiert und die ganze Anlage dient den Einwohnern auch als Ruhezone, Spielplatz oder einfach auch als Schutz vor der heissen Sonne.
Vorbei am ehemaligen Verteidigungsministerium (man beachte die Kanone an der rechten seitlichen Ecke – es handelt sich dabei um ein russisches Geschenk)…
…spazierten wir nun zur Parroquia de Nuestra Señora del Carmen y Santa Teresa.
Bei den Jardines de la Alameda Marqués de Comillas verabschiedeten wir uns von unserem Guide, weil wir noch auf eigene Faust Cadiz erkunden wollten, zudem eine Weiterfahrt der Marina erst auf den späten Abend geplant war. Wir durchstreiften die sehr engen Gässchen, durch die sich auch der Autoverkehr der Anwohner quälte und mehrmals mussten wir Schutz in einem Hauseingang suchen, damit ein Auto an uns vorbeifahren konnte!
Unser erstes Ziel war der Torre Tavira – ein Turm mit einer Camera Obscura mit Blick auf ganz Cadiz. Von einem früheren Besuch her wussten wir, dass Tickets notwendig sind und es in der Regel jeweils einen grösseren Andrang gibt. Für 1515h hatten wir nun Eintrittskarten bekommen – die Wartezeit bis dahin verbrachten wir bei einer kurzen Mittagspause in einem typischen andalusischen Restaurant. Anschliessend schlenderten wir erneut durch die verwinkelten Gässchen, am Blumenmarkt vorbei zur Kathedrale. Auf dem Platz vor der Kathedrale waren Skulpturen von Henry Moore ausgestellt; generell sind in der Stadt viele künstlerische Arbeiten zu sehen, so u.A. auch auf der Promenade an der Stadtmauer.
Die grosse Kathedrale war kaum auf ein Bild zu bringen:
Die imposante Iglesia de Santiago befindet sich ebenfalls auf dem gleichen Platz in unmittelbarer Nähe der Kathedrale
Der in verschiedenen Reiseführern erwähnte Blumenmarkt war allerdings nicht so grossartig – vor allem hätten wir uns diesen grösser vorgestellt als er in Wirklichkeit war.
Nun war es aber Zeit, zum Torre Tavira und zur Cámara Oscura zu gehen.
Cadiz ist weltweit berühmt für seine Wachtürme. Sie sind Zeugen des Handels und des Wohlstandes, den die Stadt im 18. Jahrhundert erlebt hat. Der Torre Tavira war in dieser Zeit der offizielle Wachturm von Cadiz, da er mit seinen 45 Metern über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt der Stadt war und sich im Zentrum der Altstadt befindet.
Don Antonio Tavira war der erste Wächter des Turmes und hat durch sein Fernrohr die ankommenden Schiffe aus Amerika, die mit Handelsware beladen waren, erwartet. Heute ermöglicht es uns die Cámara Oscura, Cadiz und seine urbanistische Entwicklung im 21. Jahrhundert zu verfolgen.
Die Cámara Oscura projiziert Bilder auf eine weiße horizontal gebeugte Leinwand, die sich im Zentrum eines vollständig dunklen, schwarz gestrichenen Raumes befindet.
Die projizierten Bilder sind farbig-leuchtend und spiegeln all die Ereignisse wider, die sich im gleichen Moment außerhalb des Turmes abspielen (Bilder in Echtzeit und in Bewegung).
Dank der hohen Brennweite der Linsen wird ein großartiger optischer Effekt erzielt, der auch Objekte in weiter Ferne nah erscheinen lässt.
Um die Schärfe der Bilder einstellen zu können, kann die Leinwand nach oben bzw. nach unten bewegt werden, wodurch sie wie ein Focus einer Fotokamera gebraucht werden kann. Außerdem ist es möglich den Spiegel so zu bewegen, dass die verschiedenen Teile der Stadt sehr gut visualisiert werden. Die Bilder werden dabei vor- und zurückbewegt bzw. hoch bis zum Horizont, um alles, auch die Details, besser veranschaulichen zu können.
Die Hauptlinsen dieses Geräts haben ein flaches astronomisches Objektiv, das sich mit einem Stand von 4”(10,16cm) bis 12”(30,48cm) Durchmesser und fokalen Radien herstellen lässt und für jedes Gebäude spezifisch entworfen wird. (Quelle: http://www.torretavira.com/de/start/).
Leider ist es verboten, in dem nur für 18 Personen zugänglichen Raum (deshalb die Ticketreservation) Fotos zu machen. Oskar hat aber nach der Vorführung rasch ein Bild geknipst:
Unglaublich, was wir alles zu sehen bekamen. Mit der Vergrösserungsfunktion des Spiegels wurden wir auf unbekannte Terrassen geführt, ja selbst waghalsige Bauarbeiten (was würde wohl die UNIA bei solchen Gerüsten sagen…) konnten wir verfolgen und natürlich auch entferntere Bauten heranzoomen. Spannend, was uns in diesen 15 Minuten geboten wurde.
Während wir auf die Vorführung der Camera warteten, konnten wir auf der Turmterrasse die tolle Aussicht über Cadiz geniessen und natürlich auch fotografisch festhalten. Einige dieser Bilder möchten wir Euch nicht vorenthalten und ich habe diese kurzen Diaschau zusammengefasst
Nun war es aber endgültig Zeit, wieder auf das Schiff zurückzukehren. Die Marina hat ja praktisch mitten in der Stadt angelegt und wir mussten nur durch einige kleine und verwinkelte Gässchen laufen, um zum Hafen zu kommen.
Gemütliches Abendessen, u.a. mit einem tollen Sushi-Vorspeisenbuffet (bei mir praktisch auch als Hauptgang…)