02. Dezember 2019 – Winterwanderung um die Katzenseen und Begegnungen mit geschichtsträchtigen Orten
Der Treffpunkt – wie immer natürlich ein örtliches Kaffee – war das Thay Playa in Regensdorf, vorgeschlagen und ausgewählt vom Schreibenden. Deshalb war hier das Risiko praktisch ausgemerzt, dass keine Gipfelis vorhanden sein würden.
Gegen zehn Uhr trafen sowohl die ÖV-Wanderer als auch die „Fahrenden“ in Regensdorf ein. Oskar informierte, dass sich noch kurzfristig zwei Teilnehmer abgemeldet hatten und er gab auch bekannt, dass Ueli uns erst am Mittag treffen wird.
Die Diskussionsrunde beim Begrüssungskaffee war – wie schon öfters – sehr aktiv und Hinweise zu Börsentipps, hohe Depotgebühren kursierten in der Runde. Natürlich haben wir auch gerne zu Kenntnis genommen, dass sich die Einlogprobleme im Online-Banking für unser neuestes Digital-Fraktions-Mitglied offenbar gelöst haben.
Wohl gestärkt machten wir uns auf den Weg. Der Schreibende, der seit 1976 in Regensdorf und seit 1994 in Watt wohnt, hat sich minutiös auf ein etwa 3-stündiges Referat über die Region vorbereitet…
Einen ersten Halt machten wir bereits in der Nähe des Hotels Pöschwies, deren Klientschaft durch aufdringliche Bürgerinnen und Bürger durch eine grosse Mauer geschützt wird.
Der geneigte Leser vermag den vorgehenden Satz sicher richtig zu interpretieren…

Der Schreibende erwähnte auch, dass der Wald, durch den wir nun wandern werden, teilweise abgeholzt werden soll, damit von der Aussenseite Drogen und Handys nicht über die Gefängnismauern geworfen werden können. Aber von unserer Wanderschar hatte keiner entsprechende Utensilien bei sich und so wanderten wir weiter bis zum Bahnübergang vor dem Weiler Altburg.
Diese Bahnlinie ist insofern interessant, als dass sie als die erste elektrisch betriebene Versuchs-Eisenbahnstrecke in der Schweiz gilt. Die Elektrifizierung erfolgte auf dem Abschnitt Seebach – Wettingen. Wer gerne noch mehr über diesen Versuchsbetrieb, der von 1905 bis 1909 dauerte, wissen möchte, findet auf Wikipedia viel Material.
Nach Unterquerung der viel befahrenen Wehntalerstrasse bogen wir in den Höhenweg ein, der uns auf den höchsten Punkt des Moränenhügels führte (461 m), mit toller Aussicht auf den Grossen und den Kleinen Katzensee. Obwohl es hier seit Jahren einen kleinen Rastplatz mit Feuerstelle hat, verzichteten wir darauf, bereits jetzt den schon fast traditionellen Glühwein- und Prussien-Stop abzuhalten.


Am Ende des Höhenweges machten wir wiederum einen kurzen Halt. Andreas wies hier auf eine ehemalige Grube hin, die seinerzeit unrühmliche Bekanntheit machte, heute aber von vielen Zeitgenossen vergessen worden ist. In der ehemaligen Grube sind 1943 und 1944 insgesamt 7 Landesverräter, die damals für Deutschland spioniert hatten, hingerichtet worden.


Unsere Wanderung führte uns nun auf die nördlichen Seite des Kleinen Katzensees. In der Nähe des Weilers Katzenrüti bogen wir wieder südlich ab.
Bald erreichten wir wieder das Waldgebiet und unser Apéro-Ziel, die Katzensee-Badi. Einige machten einen Spruch, dass in der Einladung der Hinweis fehlte, dass man Badehosen hätte einpacken sollen. Darauf war ich natürlich vorbereitet und erklärte einigen verdutzten Wanderern, dass sich hier auch ein FKK-Bereich befindet und jeder, der will, könne sich jetzt in die Fluten stürzen.
Es hat sich niemand in die Fluten, aber alle auf den wiederum hervorragenden Oskar’schen Glühwein gestürzt. Ein besonderes Kränzlein ist aber Oskars Gattin Heidrun zu winden: Absolut Spitze waren die von ihr gebackenen Prussiens. Und ein grosser Dank gehört aber auch Heini, der wiederum als „Sherpa“ die grosse Thermosflasche im Rucksack trug. Danke Euch allen für diesen tollen Apéro.



Wenige Schritte waren es nun bis zum Restaurant Waldhaus Katzensee. Hier erwarteten uns drei überdimensionale Apéro-Plättlis und natürlich auch Ueli. Es gab dann seitens Franz noch eine kurze Diskussion wegen des bestellten Weins: Es wurde eine Flasche „Weininger“ gebracht und Franz war sichtlich mit dieser Wahl nicht zufrieden. Dennoch wurde ein Versuch gemacht und nachdem die Runde den ersten Schluck genommen hatte, murmelte nicht nur einer vor sich hin, dass wir zum Fondue einen besseren Wein möchten…
Der kam dann auch, aber auch der St. Saphorin mundete uns nicht besonders. Hatte ev. der vorangegange süssliche Glühwein den Gaumen getrübt?




Das Fondue wurde unterschiedlich wahrgenommen; Einige meinten, das sei sehr gut gewesen, Andere hatten den Eindruck, dass es etwas säuerlich war (vielleicht immer noch Nachwirkungen des Glühweins…?). Nichts desto trotz verabschiedete sich die Wanderschar gut gelaunt und gestärkt vom Restaurant und wir wanderten, zuerst an den Gestaden des grossen Katzensees und später ein kurzes Stück entlang der Wehntalerstrasse. Hier erblickten wir auch das eigentliche Gut Katzensee. In historischen Unterlagen ist dazu folgendes zu erfahren:
Diese Villa war ursprünglich von Baron Emil August Hermann Wernecke 1884 erbaut worden. Die Liegenschaft brannte am 8. November 1901 vollständig ab. Dazu eine Anekdote:
Zur Zeit des Brandes befand sich der Baron mit seinem Kutscher in Zürich. Als ihn die Nachricht, die Villa brenne, erreichte, fuhr er selbst die Kutsche und trieb die Pferde an. Auf dem Brandplatz angelangt, befahlt er: «Alles muss weg, nur die Feuerwehr bleibt hier.» Niemand gehorchte ihm. Der Verwalter klagte ihm: «Herr, die Leute trinken Flaschenwein.» Wernecke erwiderte: «Ach, lass sie nur saufen, so was haben sie noch nie gehabt.»
1929 erwarb der Kanton Zürich (nach diversen Besitzerwechseln) das Gut. Heute ist es ein Seminar- und Event-Zentrum und wird auch sehr gerne für Hochzeiten benutzt.
Nach dieser Anekdote erreichten wir die Abzweigung, die uns nun in den Weiler Altburg führte. Hier erklommen wir natürlich den Burghügel zur Besichtigung der Ruine.

Im 11. und 12. Jahrhundert wurde das Gebiet vom Freiherrengeschlecht der Regensberger beherrscht. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts baute ein Lütold von Affoltern auf einem Moränenhügel bei den Katzenseen die Stammburg „Regensberg“, welche später, nach der Gründung von „Neu-Regensberg“ an der Lägern, durch seine Nachkommen „Alt-Regensberg“ genannt wurde. Fast 250 Jahre lang prägten somit die Freiherren von Regensberg Geschicke und Geschichte des oberen Furttals
Mit dem Niedergang des Geschlechts der Regensberger kam die Burg am Katzensee mehrmals in andere Hände und zerfiel zu einer Ruine. Heute ist sie im Besitz des Kantons Zürich, der sie vor weiterer Zerstörung geschützt hat.
Das Wappen dieses Freiherrengeschlechts, drei blaue Pfähle in Silber, belegt mit rotem Querbalken, wurde später zum Abzeichen der Obervogtei Regensdorf und zum heutigen Regensdorfer Gemeindewappen.

Nach dem Abstieg von der Burgruine machten wir uns auf den Weg in Richtung Bahnhof Regensdorf und passierten dabei erneut die Mauern der Justizvollzuganstalt.
Diese wurde 1901 errichtet als Ersatz für die engen Räumlichkeiten des ehemaligen Barfüsserklosters Ötenbach beim Lindenhof in Zürich. Übrigens: Die Anstalt wurde der Gemeinde nicht aufoktroyiert: Regensdorf hatte sich mit 18 anderen Gemeinden um deren Zuzug beworben – und schwang in der engeren Wahl mit Kloten, Glattbrugg, Dübendorf und Bülach schliesslich obenaus.
1995 wurde der Neubau eröffnet und firmiert nun unter der Bezeichnung Justizvollzugsanstalt Pöschwies.
Dank eines zügigen Marschierens erreichten die ÖV – Wanderer den Zug um 15.11h.
Erneut haben wir damit – trotz kühlem Wetter um die 4-5 ° und ohne Regen – eine tolle Wanderung gemacht. Den Organisatoren Oskar und Franz sei herzlich gedankt – der Schreibende war zwar beim Rekognoszieren mitgelaufen, damit die Organisatoren ja nicht vom rechten Weg abkamen… ;-).
Ein ganz herzlicher Dank wiederum an Kurt. Es ist ja Tradition, dass er jeweils als Ehren-Generalsekretär die Generalversammlung der Wandergruppe führt und vor allem mit Witz und Humor das ablaufende Jahr kommentiert. Diese kurze Rede möchten wir vor allem denjenigen nicht vorenthalten, die nicht an der heutigen Wanderung teilnehmen konnten.
Und natürlich folgt auch hier wie immer die Routenbeschreibung.
Ebenfalls noch wichtig: die Statistik!
Der Schreiberling wünscht allen Lesern dieser Postille frohe Festtage, geruhsame Weihnachten und viel Glück und Gesundheit im 2020. Wir freuen uns auf viele weitere Wanderungen.
2.12.2019 / Andreas