Auf kriegerischen Pfaden - Frühlingswanderung im Knonaueramt - 22. April 2015Mittwoch, 22. April 2015 |
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Liebe Kollegen Ein fantastischer Frühlingstag - ganz ohne Bise - erwartete die Wanderschar auf dem Albispass zur traditionellen Kaffee/Gipfeli - Runde. Doch bald fuhren wir nach Türlen, um auf dem dortigen Parkplatz unsere Karossen zu parkieren. Gleich auf dem Parkplatz nahm uns Oskar in seinen Bann: Er informierte uns über die geographische Lage, die aktuelle politische Situation im Knonaueramt (Mehrheit SVP, was denn sonst...?) und über die Sagen, wie der Türlersee entstanden ist. Wer kannte schon den Zusammenhang zwischen dem See und dem Vrenelisgärtli? Wer sich vertiefen möchte, findet hier weitere Informationen. Auf jeden Fall wanderten wir bald los, machten einen kurzen Halt am idyllischen Türlersee, passierten dann den Weiler Vollenweid, um kurz danach auf der anschliessenden Anhöhe die obige Aussicht zu geniessen. Nach Hausen am Albis durchquerten wir ein kleines Wäldchen und hatten dann einen kurzen Blick auf das Flugfeld Hausen am Albis. Der Flugplatz Hausen am Albis wurde von der Swissair zu Ausbildungszwecken durch die Schweizerische Luftverkehrsschule (SLS) und für die firmeninterne Sportfluggruppe (SFS) gebaut und 1963 eingeweiht. Vorerst liefen Start und Landung über eine Graspiste, 1971 folgte der Bau einer Asphaltpiste. Nach der Auflösung der SLS, die bis dahin die Swissair-Linienpiloten ausgebildet hatte, ging der Flugplatz 1999 in den Besitz der Flugplatzgenossenschaft Hausen Oberamt (FGHO) über. Der Flugplatz hat ein maximales Kontingent von 16000 Starts und Landungen, davon 10'000 für Schulungsflüge. Bald holte uns aber die geschichtsträchtige Region wieder in die Vergangenheit zurück, denn kurz vor Kappel am Albis kamen wir zum Zwingli-Denkmal. Hier schöpfte Oskar wieder mal aus dem Vollen. Er brachte uns die damalige Welt des 16. Jahrhunderts näher - es war die Zeit des Martin Luther, des Johannes Calvin, aber auch eines Leonardo da Vinci, einer Maria Stuart oder eines Nostradamus. Und auch Amerika wurde kurz vor Ende des 15. Jahrhunderts (1492) entdeckt. Und in jener Zeitperiode fanden die beiden Kappelerkriege statt, die als Folge der Reformation zwischen den reformierten Städten - insbesondere Zürich und Bern - und den Altgläubigen fünf inneren Orten der Eidgenossenschaft (Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug) ausgetragen wurden. Während im 1. Kappelerkrieg von 1529 trotz Aufmarsch der Heere die Kriegshandlungen auf dem diplomatischen Weg verhindert werden konnten, kam es 1531 (2. Kappelerkrieg) doch zu kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen die altgläubigen Orte die neugläubigen Orte, vor allem Zürich, bezwangen. Am 11. Oktober 1531 fiel hier der Zürcher Reformator und Pfarrer Ulrich Zwingli, dem das Denkmal gewidmet ist.
Nach soviel geschichtsträchtigen Informationen (wer noch mehr davon möchte, findet im Internet viele interessante Seiten) schöpfte Oskar noch ein zweites Mal aus dem Vollen: Aus seinem Rucksack - getragen wie immer von Sherpa Heini - zauberte er einen tollen Apéro hervor. Danke, Oskar und Heini, für Eure Bemühungen, den Hunger und Durst der Wanderer zu stillen. Nach einem kurzen Besuch des Klosters Kappel kehrten wir im Restaurant Adler in Kappel am Albis ein. Hier trafen wir auch unseren Kollegen Hans aus dem Aargau. Bei einem guten Mittagessen und einen schönen Ripasso verging die Zeit viel zu schnell und wir wanderten wieder los. Unser nächstes Ziel war der Milchsuppenstein (Kappeler Milchsuppe), der zugleich die Grenze zwischen Zürich und Zug bildet. Wie schon erwähnt, konnte der erste Kappelerkrieg 1529 auf diplomatischen Weg bereinigt werden. Gemäss den Berichten nutzte das gemeine Fussvolk der beiden Heere die Zeit, während die Führer verhandelten, zu einer Verbrüderung und stellte genau auf der Grenze zwischen den beiden Kantonen einen grossen Kochtopf auf ein Feuer. Die Zuger sollen die Milch und die Zürcher das Brot für eine Milchsuppe beigesteuert haben, die dann von beiden Heeren gemeinsam verspeist wurde.
Für die spätere Geschichtsschreibung und Identitätsfindung der Schweiz hatte der grosse Topf, aus dem alle gemeinsam gegessen haben, einen grossen Symbolwert. Eine kurze Wanderung führte uns nach Ebertswil und zum dortigen Schulhaus. Bei der Postauto-Haltestelle nahm uns der "gelbe Bus" auf und mit Umsteigen in Hausen am Albis trafen wir bald wieder in Türlen, unserem Ausgangspunkt der Wanderung, ein. Damit fand wiederum eine tolle, lehrreiche und spannende Wanderung ihren Abschluss. Besten Dank an die Organisatoren Oskar und Franz und natürlich an den Träger des Apéros, Heini.
Nachtrag: Und wie immer - auch hier wieder der Routenbeschrieb und natürlich oben der Link zu den Fotos Andreas |